Sensorische Integration - was ist das?


Sensorische Integration ist eine Funktion unseres Gehirns, bei der Sinnesinformationen aus dem Berührungssinn, Gleichgewichtssinn, Kraft- und Bewegungssinn, Gehör, Sehsinn und Geruchs- und Geschmackssinn registriert, geordnet verarbeitet und schließlich für anpassendes Verhalten genutzt werden (Ayres 1972, 1979). Dieser Prozess ermöglicht es uns, den Zustand unseres Körpers und der Umwelt wahrzunehmen und rasch und automatisch anpassend auf Anforderungen der Umwelt zu reagieren.

 

Dr Jean Ayres, eine Ergotherapeutin, Psychologin und Neurowissenschaftlerin in Kalifornien, entwickelte ab ca. 1960 an der University of Southern California (USC) in Los Angeles und an ihrer eigenen Klinik, der Ayres Clinic in Torrance, Kalifornien, rund um diesen neurologischen Prozess eine wissenschaftliche Theorie, verschiedene Befundungsverfahren und einen Therapieansatz für die Ergotherapie - Ayres' Sensorische Integration (ASI®).

 

Sensorische Integrationsstörungen

Primäre sensorische Integrationsstörungen sind angeboren und treten sowohl ohne medizinische Diagnose als reine sensorische Integrationsstörungen auf, die z.B. durch Ungeschicklichkeit (Dyspraxie) oder  Aufmerksamkeitsstörungen auffallen, als auch im Rahmen von Diagnosen wie Autismus, ADHS und vielen genetischen Störungen auf.  Sekundär können sensorische Integrationsstörungen im Zusammenhang mit Trauma auftreten.

 

Durch die Testverfahren, die Dr. Ayres entwickelte, konnte sie sensorisch-integrative Störungsbilder wie Schwerraftunsicherheit, taktile Abwehr oder Somatodyspraxie beschreiben. Bis heute verwenden Ergotherapeut:innen Testverfahren, die auf der Grundlage von Dr. Ayres' ursprüngichen Tests entwickelot wurden (seit 2022 EASI). 

 

Ausgangspunkt der Therapie ist immer eine ausführliche Befundung der Empfindlichkeit und Verarbeitung aller Sinnessysteme mit Schwerpunkt auf den Nahsinnen.

 

 

Sensorische Integrationstherapie

Ursprünglich entwickelte sie die Sensorische Integrationstherapie - also Ergotherapie nach dem ASI®Ansatz (ASI®Therapie oder ET-ASI) - für Kinder mit Lern- und Verhaltensstörungen, wo er auch heute noch in erster Linie eingesetzt wird. Grundsätzlich ist ET-ASI aber ein etablierter, evidenzbasierter ergotherapeutischer Ansatz, der bei allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eingesetzt werden kann, deren Gehirn Sinnesreize anders verarbeitet und denen deshalb keine genauen Informationen zur Verfügung stehen, die sie für effektive, rasche und automatische Anpassungen an Umweltanforderungen nutzen können. 

 

Was ASI®Therapie ausmacht, ist genau definiert (ASI® Fidelity Measure, Parham et al. 2007 und 2011). Sie zeichnet sich durch ein kindzentriertes, spielerisches Vorgehen aus, bei dem Therapeut:in und Kind als Verbündete zusammenarbeiten und dass Kind maximale Selbstorganisation im Rahmen spielerischer Handlungen hat, die verstärkte Sinnesinformationen bieten. ASI®Therapie setzt dabei nicht an Symptomen an, sondern arbeitet an den sensorischen Grundlagen, die diesen Symptomen zugrundeliegen.  ASI®Therapie ist darauf ausgelegt, die Sinnesverarbeitung, Selbstregulation, Bewegungsplanung (Praxie) und motorische Fähigkeiten und Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen zu entwickeln und verbessern. Sie hilft also dabei, die Verhaltensorganisation, die Lernfähigkeit und die soziale Partizipation zu verbessern.

 

Die klassische ASI®-Therapie wird in einem großen Therapieraum mit spezieller Ausstattung durchgeführt, die verstärkten und kontrollierten sensorischen Input v.a. für die Nahsinne ermöglicht. 

 

Prinzipien der Sensorischen Integration werden als sensorisch-basierte Strategien auch im Alltag (unter Supervision der behandelnden Therapeut:in)  in anderen therapeutischen und pädagogischen Berufsfeldern angewendet . 

 


Das Geschenk der GSIÖ an alle, die sich für das Thema sensorische Integrationsstörungen und Sensorische Integrationstherapie interessieren: Downloaden Sie kostenlos unsere Informationsbroschüre!

 

Download
Infobroschüre "Manche Kinder sind irgendwie anders..."
Diese Informationsbroschüre zum Thema sensorische Integrationsstörungen richtet sich an Eltern, Kinderärzt/innen und Pädagoge/innen. Knapp und fundiert wird der Prozess der sensorischen Integration, Störungen und einfache Regeln zum Umgang mit betroffenen Kindern gegeben.
MancheKindersindirgendwieanders_MancheKi
Adobe Acrobat Dokument 406.0 KB

Wir haben mehr als 5 Sinne

Fragt man Erwachsene, welche Sinne wir haben, so nennen sie meist als erstes Sehen und Hören . Im Erwachsenenleben spielen diese Sinne auch die wichtigste Rolle. Über die Fernsinne (Sehen, Hören, Geruchssinn) verschaffen wir uns ein differenziertes Bild von der Umwelt. Wie die kalifornische Ergotherapeutin und Psychologin Dr. Jean Ayres in den 1960-er Jahren herausgearbeitet hat, spielen die Sinnesinformation von unseren Nahsinnen, die uns Information über unser eigenen Körper liefern, in den ersten Lebensjahren eine zentrale Rolle für die Entwicklung.

 

Die Nahsinne

Die Nahsinne liefern unserem Gehirn Informationen über den eigenene Körper und seine Position in der Umwelt:

  • Tast- oder Berührungssinn (in der Fachsprache: taktiler Sinn): Wo werde ich berührt? Welche Qualität hat dieser Reiz (rau, glatt, pelzig, feucht,...)?
  • Gleichgewichtssinn (in der Fachsprache: vestibulärer Sinn): In welcher Position befinde ich mich (aufrecht, kopfüber,...)? Bin ich in Bewegung oder in Ruhe? Verliere ich die Balance?
  • Kraft- und Bewegungssinn (in der Fachsprache: propriozeptiver Sinn): In welcher Stellung befindet sich mein Körper/meine Gliedmaßen? Wieviel Kraft setze ich ein?

Verarbeitet ein Kind in den ersten 7 Lebensjahren die Informationen dieser Sinne in vielfältigen sensomotorischen Erfahrungen gut und geordnet, so entwickelt es ein differenziertes Bild von den Möglichkeiten und Grenzen seines Körpers (Körperschema). Mit jeder gemeisterten Erfahrung bekommt es das Gefühl: "Ich kann etwas in dieser Welt bewirken." (Selbsteffektivität).

 

Sensorische Integration

Den Prozess des Ordnens und Zusammenfügens all dieser Sinnesinformationen im Gehirn nennen Fachleute "sensorische Integration" (oder zentrale Verarbeitung oder Wahrnehmung).

Wenn das Kind die Sinnesinformationen gut verarbeitet und verknüpft und sie für sinnvolles, zweckmäßiges, zielgerichtetes Handeln nützt, ist dies ein Zeichen für eine gute sensorische Integration.

 

Sensorische Integration ist eine Leistung unseres Gehirns

Damit wir uns in unserer Umwelt orientieren und sinnvoll handeln können, muss unser Gehirn alle Informationen aus unserem Körper und aus der Umwelt verarbeiten.

Die Informationen werden von Rezeptoren in den Sinnesorganen aufgenommen:

  • Tastkörperchen in der Haut für Berührungen
  • den Bogengängen und dem Otolithenorgan im Innenohr für Schwerkraft- und Gleichgewichtsreize
  • Rezeptoren in Muskelspinden und Gelenken für propriozeptive Informationen

Dann werden sie über Nervenbahnen in verschiedenen Zentren des Gehirns geleitet. 99% der Sinnesinformationen werden subkortikal (d.h. auf niedrigeren Ebenen als der Hirnrinde) automatisch und unbewusst verarbeitet. Bereits im untersten Hirnabschnitt, dem sogenannten Hirnstamm, finden wichtige Verarbeitungsprozesse statt. Zum Beispiel werden Gleichgewichtsreize fast vollständig auf diesem Niveau verarbeitet, damit wir automatisch und unbewusst unsere Haltung an Lageveränderungen anpassen können. 

 

Die unbewusste Verarbeitung so großer Informationsmengen ist notwendig, damit wir unsere bewusste Anstrengung und Aufmerksamkeit höheren Leistungen widmen können. Ein Kind mit Störungen der sensorischen Verarbeitung muss sich zum Beispiel darauf konzentrieren, nicht vom Sessel zu fallen und kann daher den Buchstaben, die es schreiben soll, weniger Aufmerksamkeit widmen.

 


Unser Kind ist "irgendwie anders" - Was können wir tun?

Eltern haben oft schon sehr früh ein Gespür dafür, dass sich ihr Kind anders entwickelt als zu erwarten wäre. Leider werden sie immer noch oft vertröstet oder für überfürsorglich oder hysterisch erklärt.

 

Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl und stellen Sie Ihr Kind einer ASI®zertifizierten Ergotherapeut:in zur Befunderhebung vor! So wissen Sie innerhalb weniger Stunden, ob Sie mit Ihrer Vermutung richtig gelegen sind und wo Sie ansetzen können.

 

 

Der Weg zur richtigen Stelle: in die Ergotherapie

Ayres' Sensorische Integration (ASi®) ist ein neurophysiologischer und entwicklungspsychologischer Ansatz,  für dessen fachgerechte Umsetzung medizinisches, psychologisches und ergotherapeutisches Grundwissen eine Voraussetzung darstellt. Ergotherapeut:innenen bringen von ihrer Grundausbildung ein umfangreiches neurologisches Wissen, Kenntnisse von normaler und pathologischer Entwicklung, Aktivitätsanalysen, und eine Sichtweise des ganzen Menschen unter dem Aspekt der Handlungskompetenz in der Alltagsbewältigung mit. 

Zusatzqualifikation der Therapeut:in als ASI®Practitioner

Da Ergotherapie ein weites Feld ist, wird Ayres' Sensorische Integration in der Grundausbildung nur ansatzweise unterrichtet. Für Sensorische Integrationstherapie kann sich die Therapeut:in erst durch eine postgraduale Zusatzausbildung (ASI®Zertifikatsausbildung) qualifizieren. Das ASI®Practitioner Zertifikat erfordert kontinuierliche Weiterbildung, damit es alle 5 Jahre erneuert werden kann.

 

 

TIPP FÜR ELTERN:

  • Bevor Sie sich für eine:n Therapeut:in entscheiden, recherchieren Sie, ob diese:r über die entsprechende Zusatzqualifikation (ASI®Practitioner) verfügt! Fragen Sie die Therapeut:in ruhig nach ihrem ASI®Zertifikat! Ein Zertifikat der GSIÖ garantiert für eine hervorragende Qualifikation!
  •  Achten Sie darauf, ob das ASI®Practitioner Zertifikat der Therapeut:in noch gültig ist!
  •  Achtung - auch Pädagog:innen bieten manchmal etwas an, das auf den ersten Blick wie ASi®Therapie aussehen kann. Ihre beste Kontrolle, ob Sie wirklich bei einer Ergotherapeut:in gelandet sind, ist, ob Sie Ihre Rechungen bei der Kasse zur Refundierung einreichen können. Nur bei registrierten Ergotherapeut:innen wird ein Teil der Behandlungskosten von der Gesundheits/Krankenkasse rückerstattet!

 

Die Befunderhebung

Ergotherapeut:innen, die auf SI spezialisiert sind, können bereits bei Säuglingen ab 4 Monaten standardisierte Tests einsetzen und konkrete Aussagen zum Vorliegen und zur Art der Störung machen.

Die Ergotherapeut:in sieht das Kind unter dem Aspekt seiner Alltagsbewältigung. Das kann je nach Alter Verschiedenes bedeuten: sich zu beruhigen, die Hände zusammenzubringen, sich mit beiden Füßen sicher auf dem Boden fühlen, eine Berührung lokalisieren, sich aufrecht gegen die Schwerkraft halten, seinen Arbeitsplatz in Ordnung halten.

 

 

In einer exakten Befunderhebung identifiziert die Therapeut:in mittels Anamneseerhebung, Wahrnehmungsfragebogen, strukturierten und unstrukturierten klinischen Beobachtungen und standardisierten Tests (meist dem EASI, einer Testbatterie zur detaillierten Beurteilung der sensorischen Leistungen und Bewegungsplanung) die sensorischen Defizite, die Ihr Kind dabei behindern oder behindern werden, selbstständig zu werden, variationsreich zu spielen, sich in die Gleichaltrigengruppe zu integrieren und  Anforderungen in Kindergarten und Schule erfolgreich zu meistern.  

EASI-Profil
EASI-Profil eines Kindes mit somatosensorisch basierter Dyspraxie (Normbereich -1 bis +1)

Nach einer 2-3-stündigen Befunderhebung führt die Therapeut:in üblicher Weise ein Elterngespräch durch, in dem sie die Probleme des Kindes aus sensorisch-integrativer Perspektive erklärt, Anregungen für den Umgang mit dem Kind im Alltag und eine Therapieempfehlung gibt.

 

HINWEIS: Ein:e gute:r Therapeut:in gibt Ihnen nach der Befunderhebung einen schriftlichen Befundbericht. Bestehen Sie darauf, wenn sie ihn nicht automatisch bekommen! Sie sollten für die Krankenkasse, den Arzt und eventuelle spätere Therapien etwas Schriftliches in der Hand haben.

 

"Unser Kind hat eine sensorische Integrationsstörung - was bedeutet das?"

Viel Eltern sind durch diese Diagnose zunächst verunsichert. Sie wissen nicht, was diese Diagnose genau ist und was sie für die Zukunft ihres Kindes bedeutet. Heißt es, dass ihr Kind schlecht hört? heißt es, dass ihre Kind geistig behindert ist? Heißt es, dass es eine Hirnschädigung hat? Heißt es, dass die Eltern etwas falsch gemacht haben?

 

Eine sensorische Integrationsstörung ist eine leichte neurologische Funktionsstörung, durch die das Kind die Informationen von seinen Sinnen nicht gut verarbeiten kann. Im Gehirn herrscht eine Imbalance, die fein abgestimmten Strukturen sind nicht synchronisiert. Das Gehirn des betroffenen Kindes ist nicht in der Lage, Sinnesinformationen so zu verarbeiten, dass das Kind gute und exakte Informationen über seinen eigenen Körper und seine Umwelt erhält.

Dies führt dazu, dass

  1. das Kind Schwierigkeiten hat, sein Verhalten an die Erfordernisse anzupassen.
  2. das Verhalten des Kindes weniger zweckmäßig, sinnvoll und zielgerichtet ist, als wir es für sein Alter erwarten würden.

Eine sensorische Integrationsstörung (auch Wahrnehmungsstörung, zentrale Verarbeitungsstörung oder sensorisch-integrative Dysfunktion) ist kein einheitliches Krankheitsbild wie eine Grippe. Die Ausprägungen können sehr verschieden sein. Manche Kinder sind unterempfindlich (hyporeaktiv), d.h. sie registrieren die Signale ihres Körpers und ihrer Umwelt gar nicht oder verzögert. Andere sind  überempfindlich, was sie zu Überreaktionen, Wutausbrüchen, Reizbarkeit und Rückzug veranlasst. 

 

Arten von SI-Störungen

Beschriebene Störungsbilder sind

  • Taktile Abwehr: Überempfindlichkeit gegenüber diffusen Berührungsreizen, geht immer mit Ablenkbarkeit und Hyperaktivität einher
  • Dyspraxie mit sensorischer Grundlage: Störung der Bewegungsplanung, da das Körperschema (die "unbewusste innere Landkarte des Körpers", Ayres 1972) durch ungenaue Sinnesinformationen nicht gut entwickelt ist
  • Vestibulär bedingte Störung der posturalen, okulären und bilateralen Integration: eine Unterempfindlichkeit im Gleichgewichtssystem führt zu Schwächen der Haltungskontrolle, Augenmotorik und Koordination beider Körperseiten; oft verbunden mit unklarer Händigkeit und/oder legasthenischen Problemen
  • Schwerkraftunsicherheit: Bewegt sich der Kopf aus der normalen Position zur Schwerkraft, wird das als viel zu intensiv und bedrohlich erlebt; die Betroffenen sind stark verunsichert, ängstlich, klammernd, bewegt sich langsam und vorsichtig, bewegungsarm. Risiko von neurotischen Entwicklungen.
  • Bewegungsintoleranz: Überreaktion auf Gleichgewichtsreize, v.a. Drehen. Wird bei jeder Autofahrt übel, möchte Spielplatz- oder Jahrmarktgeräte nicht benutzen.

 

Eine "Verdauungsstörung" im Gehirn

Dr Ayres vergleicht die sensorische Integrationsstörung mit einer Verdauungsstörung, bei der der Magen zwar nicht organisch geschädigt ist, aber die Verdauungsfunktion vorübergehend gestört ist. Ebenso beruht eine sensorische Integrationsstörung nicht auf einer Schädigung des Gehirns, sondern auf einer reversiblen Störung der fein abgestimmten Funktionen bestimmter Hirnstrukturen.

 

Dies bedeutet auch, dass bei Untersuchungen des Gehirns mit Verfahren wie EEG oder Computertomographie (CT) keine Schädigungen zu sehen sind.

 

Ursachen

Wie andere Entwicklungsstörungen sind SI-Störungen multikausal verursacht. Risikofaktoren sind:

  • Genetische Veranlagung (3:1 Jungen zu Mädchen) 
  • Schädliche Einflüsse auf das unreife Gehirn wie Infektionen in der Schwangerschaft
  • Notkaiserschnitt oder Sauerstoffmangel bei der Geburt
  • Starke Gelbsucht
  • Extreme Reizarmut (Deprivation) in der frühen Kindheit
  • Wiederholte Mittelohrentzündungen  

 

Manchmal finden sich in der Vorgeschichte eines Kindes gar keine Auslöser, und das Kind hat dennoch eindeutig Zeichen einer sensorischen Integrationsstörung.


Sensorische Integrationstherapie

Die Diagnosestellung durch eine:n Ergotherapeut:in mit ASI®Zertifikat ist für die meisten Eltern eine Entlastung, weil sie endlich bestätigt bekommen, was sie jahrelang erlebt haben: dass ihr Kind "anders" ist und dass es dafür eine Erklärung gibt, die ihre eigenen Fähigkeiten als Eltern nicht in Frage stellt.

  

Mit der Feststellung der Störung können endlich auch gezielte Maßnahmen gesetzt werden! Dr. Ayres sagte: als Eltern ist Ihre wichtigste Rolle, Ihrem Kind zu helfen, sich wohl in seiner Haut zu fühlen. Das heißt Sicherheit, Verständnis, Anerkennung, Respekt, Vertrauen und gerade so viel  Unterstützung wie nötig, damit es Erfolgserlebnisse sammeln kann. Ein wichtiger Schritt ist auch die Aufklärung der Umwelt - Eltern, Oma und Opa, Kindergärtnerin bzw. Lehrerin und alle Personen, mit denen das Kind viel zu tun hat - damit ihm ab nun verständnisvoller begegnet werden kann.

 

Nicht bei allen Kindern ist sofort eine Therapie nötig. Können die Anregungen der Therapeutin zu Hause und im Kindergarten/Schule konsequent umgesetzt werden, so kann diese Art der Förderung ausreichend sein.

 

Oft ist aber eine ergotherapeutische Behandlung auf der Grundlage der SI-Therapie erforderlich, um die Gehirnfunktion des Kindes zu verbessern. Je früher die Therapie beginnt, desto eher vermeiden Sie sekundäre Probleme wie Misserfolgsmotivation, Frustration, geringes Selbstvertrauen und soziale Schwierigkeiten.

 

Die sensorisch-integrative Ergotherapie (ET-ASI®) setzt an der gemeinsamen Wurzel vieler Probleme an. Statt einzelne Fertigkeiten zu trainieren, wird die Grundlage der Entwicklung verbessert, damit andere Fähigkeiten von selbst darauf aufbauen können.

 

Kernmerkmale der SI-Therapie

Bedingungen, die erfüllt sein müssen:

  1. Muss durchgeführt werden von einer speziell weitergebildeten Ergotherapeutin (ASI®Practitioner Zertifikat).
  2. Muss mit einer ausführlichen Befunderhebung beginnen.
  3. Muss in einem speziell ausgestatteten, großen  Therapieraum mit vielen hängenden Geräten, Klettermöglichkeiten und Spürangeboten zur Auswahl, Matten und Pölstern auf dem Boden stattfinden.
  4. Muss in laufender Kommunikation mit den Eltern stattfinden.

 

 

Aus dem ASI®Fidelity Measure von Parham D. et al. (2007, 2011)

Merkmale des ASI®Therapieprozesses:

Die Therapeutin ...

 

  1. achtet auf physische Sicherheit
  2. macht sensorische Angebote (mind. 2 Nahsinne)
  3. unterstützt sensorische Modulation, damit Kind einen regulierten Aktivierungszustand erlangt oder halten kann
  4. unterstützt die posturale, okuläre, orale oder bilaterale Bewegungskoordination
  5. stellt Anforderungen an Praxie und Verhaltensorganisation
  6. arbeitet bei der Auswahl der Aktivitäten mit dem Kind zusammen
  7. bietet die „genau richtige Herausforderung“
  8. stellt Erfolgserlebnisse sicher
  9. unterstützt die Motivation zu spielen
  10. geht eine therapeutische Allianz mit dem Kind ein